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Mainz-Lerchenberg
- Aus der Geschichte
Lerchenberg wurde aus Anlass der 2000-Jahr-Feier der Landeshauptstadt
Mainz errichtet. Bereits im Mai 1961 entschied der Stadtrat, statt
eines historischen Festzuges eine Jubiläumssiedlung zu errichten,
da die Wohnungsnot zu den brennendsten Problemen zählte:
Die Mainzer Innenstadt war im Zweiten Weltkrieg zu 80 % zerstört
worden. Der damalige Erste Bürgermeister und Liegenschaftsdezernent
Dr. Josef Hofmann hielt einen neuen Stadtteil mit Wohnungen für
mindestens 15.000 Menschen für notwendig.
Es gelang ihm, in schwierigen Verhandlungen einen großen Teil
des erforderlichen Geländes zu beschaffen.
Bei dem Festakt zur 2000-Jahr-Feier im Juni 1962 schenkte Ministerpräsident
Dr. Peter Altmeier im Beisein von Bundespräsident Lübke
der Stadt Mainz – vertreten durch Oberbürgermeister Franz
Stein – im Namen des Landes Rheinland-Pfalz ein 67,6 ha großes
Gelände, 9 km südwestlich von Mainz auf der Höhe
zwischen Drais, Essenheimer Straße und dem Ober-Olmer Wald.
Damit stand mit den vom Liegenschaftsdezernenten eingebrachten Flächen
ein Terrain von über 100 ha für den neuen Stadtteil zur Verfügung.
Geplant wurde die neue Vorstadt im Grünen als Mustersiedlung
im Rahmen eines Demonstrativbau-Programms des Bundes, das vor allem
durch Normierung kostengünstige Bedingungen für die Bauherren
schaffen sollte.
Im Januar 1964 erhielt die zukünftige Jubiläumssiedlung
den Gemarkungsnamen Lerchenberg.
Eingeteilt wurde das Gelände in vier Planungsabschnitte: Lerchenberg-Nord,
Lerchenberg-Süd, Lerchenberg-Mitte und Lerchenberg-Ost.
Der letzte Abschnitt wurde allerdings noch in der Planungsphase
abgetrennt und dem Zweiten Deutschen Fernsehen zu Verfügung
gestellt, als dieses sich endgültig entschieden hatte, in Mainz
sein zentrales Sendezentrum zu errichten.
Der verbliebene Teil reichte immer noch für etwa 8.000 bis 9.000
Menschen.
Am 28. September 1966 erfolgte der erste Spatenstich durch Oberbürgermeister
Jockel Fuchs.
Am 15. September 1967 konnte die erste Familie ihr Eigenheim beziehen,
am 11. November 1967 kam die erste Lerchenbergerin zur Welt.
Rasch entwickelte sich das Gemeinwesen Lerchenberg.
Am 30. April 1968 tagte erstmals der als Gemeindeausschuss Mainz-Lerchenberg
bezeichnete provisorische Ortsbeirat. Vorsitzender dieses Ausschusses
war Bürgermeister Karl Delorme.
Am 16. Juli 1969 konstituierte sich der Ortsbeirat. Am 1. September
desselben Jahres wurde Theo Riedel (SPD) zum ersten Ortsvorsteher
gewählt.
Wenige Monate nach Einzug der ersten Bewohner bildeten sich die
katholische und die evangelische Kirchengemeinde, Vereine entstanden
und förderten das gesellschaftliche Leben.
Am 29. April 1970 öffnete das Einkaufszentrum seine Pforten,
im Juli 1970 gab es mit dem „Schinderhannes“ die erste
Gaststätte.
Am 22. April 1971 konnte der erste Bauabschnitt des Carl-Zuckmayer-Schulzentrums
mit Grund-, Haupt- und Realschule fertiggestellt werden.
Im Januar 1973 wurde das Gemeindezentrum der evangelischen Gemeinde
eingeweiht. Am 30. Januar 1976 ist das Bürgerhaus der Öffentlichkeit
übergeben worden.
Am 10. Juli 1984 wurde Christian Haas (SPD) zum zweiten Ortsvorsteher
von Lerchenberg gewählt. Er war bis 23. August 1994 im Amt.
Im Oktober 1984 konnte die katholische Kirche durch Bischof Dr.
Karl Lehmann eingeweiht werden.
Im Juni 1970, rund vier Jahre nach den ersten Baumaßnahmen,
wohnten bereits 4.100 Menschen auf dem Lerchenberg.
Die höchste Einwohnerzahl hatte Lerchenberg 1976 mit 7.581
erreicht. Ende 2006 betrug sie 6.200.
Weltweit bekannt wurde der Lerchenberg durch das ZDF. Mitte Februar
1966 begannen die ersten Bauarbeiten, und am 21. September desselben
Jahres wurde bereits Richtfest für den ersten Abschnitt des Sendezentrums
gefeiert.
Auf dem Lerchenberg haben sich unter anderem das Berufsförderungswerk
Mainz zur Ausbildung von Physiotherapeuten in der Elisabeth-Dicke-Schule,
vier Berufsgenossenschaften, die Wasser- und Schifffahrtsdirektion
Südwest sowie die Firma Novo Nordisk, Pharma GmbH. angesiedelt.
Östlich der Brucknerstraße – im so genannten Gustav-Mahler-Viertel
- wurden 269 Sozialwohnungen von 1993 bis 1995 errichtet.
Durch die Kommunalwahl im Juni 1994 änderten sich die politischen
Mehrheitsverhältnisse im Stadtteil.
Hatten zuvor mit sechs Sitzen die Sozialdemokraten die meisten Mitglieder
im 13 Sitze zählenden Ortsbeirat (CDU: fünf, F.D.P.: 1,
Bündnis 90/Die Grünen:1) so standen nun der CDU sechs
Sitze und der SPD vier Sitze (F.D.P.: 1, Bündnis 90/Die Grünen:
1, REP: 1) zu. Als Ergebnis der Wahl stellte die CDU mit Dr. Ulrich
Eicheler erstmals den Ortsvorsteher.
Bis 1993 wurde der Ober-Olmer Wald von den USA militärisch
genutzt.
Nach deren Abzug wurde dessen Ausbau zum naturnahen Naherholungsgebiet
in Angriff genommen, was im Mai 2000 im wesentlichen abgeschlossen
war.
Die Führung einer Straßenbahntrasse durch den Lerchenberg
wurde vom Ortsbeirat abgewendet.
Im Jahr 1995 wurde aus den erwirtschafteten Überschüssen
bei der 25jahr-Feier von Lerchenberg und mit viel Engagement der
Vereine in Eigenhilfe auf dem Sportplatzgelände ein Grillplatz
mit Hütte und Sitzgelegenheiten errichtet.
Für sehr große Beunruhigung der Bevölkerung von Mainz-Lerchenberg
sorgte die Absicht des ZDF, auf einem von ihm bisher ungenutzten
Areal hinter seinem Sendegebäude, das baurechtlich für Studios
und Verwaltungsgebäude vorgesehen war, einen sogenannten „Medienpark“
(auf ca. 20 ha.) zu errichten.
Bei einer Präsentation des Projekts am 9.6.1998 vor Verantwortlichen
der Stadt und der tangierten Stadtteile stellte das ZDF dieses Vorhaben
unter die Leitidee: „Fortsetzung des Fernsehens mit anderen
Mitteln“ und verkündete den Anspruch, mit Unterhaltung
den Besuchern auch Wissenswertes zu vermitteln.
Während des weiteren Planungsfortgangs wurde bekannt, daß
die zu erwartenden Besuchermassen an 260 Tagen im Jahr eine unzumutbare
Verkehrsbelastung heraufbeschwören und die Bewohner der benachbarten
Stadtteile von den Schallquellen so erheblich belästigt würden,
daß sich die Bevölkerung – mit Unterstützung
einer Bürgerinitiative und dem Ortsbeirat – dem Vorhaben
entgegenstellte.
Im Jahr 2003 schließlich teilte der Sender mit, daß
die Pläne zur Errichtung eines „Medienparks auf Eis gelegt“
wurden.
Bei der Kommunalwahl im Juni 1999 gab es keine großen Veränderungen.
Die Republikaner hatten nicht für den Ortsbeirat kandidiert, dafür
wurde erstmals ein Vertreter der ödp in dieses Gremium gewählt.
Harry Zeuner (CDU) wurde in einer Stichwahl zum ersten von der Bevölkerung
direkt gewählten Ortsvorsteher bestimmt.
Durch eine Veränderung der Flugrouten vom Frankfurter Flughafen
am 19. April 2001 sind die Lerchenberger einer Lärm-Dauerbelastung
ausgesetzt, gegen die sie sich in vielfältiger Weise wehren.
Hauseigentümer der Mehrfamilienhäuser begannen mit umfangreichen
Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.
Im Silcherweg und im Smetanaweg werden ab 2001 Mietwohnungen in
Eigentumswohnungen umgewandelt.
Zwischen 1992 und 2003 werden in der Wedekindstraße 21 und
im Tucholskyweg zwischen 2003 und 2005 zwölf neue Einfamilienhäuser
errichtet.
Im Jahr 2002 wurde nach hartnäckigen Verhandlungen mit der
Stadt die Bezirkssportanlage Lerchenberg saniert.
Im Sommer begann der Betreiber der Lerchenberger Antennenanlage
diese zu modernisieren.
Seit Abschluß der Arbeiten im Herbst 2006 kann über die
neue Breitbandkabelanlage digitales Fernsehen und Hörfunk empfangen
werden.
Im Jahr 2004 begannen die Stadtwerke Mainz mit der Erneuerung des
gesamten Wasserrohrnetzes, die bis ins Jahr 2007 andauert.
In die korrosionsanfälligen Gußrohre werden etwas dünnere
Kunststoffrohre eingezogen. Der Neubau der Grundschule konnte im
Herbst 2004 eingeweiht und bezogen werden. Bald danach begann die
Sanierung des Realschulgebäudes, das künftig der Haupt-
und der Realschule als Unterkunft dienen wird.
Im Juni 2004 wurde bei der Kommunalwahl in direkter Wahl von den
Bürgern der CDU-Kandidat Werner Busch zum Ortsvorsteher gewählt.
Der jahrelange Einsatz einer Bürgerinitiative gegen die Geruchsbelästigungen
vom Humuswerk Essenheim hat sich gelohnt. Zwischen 2004 und 2006
gab es kaum noch Beanstandungen der Bevölkerung.
Bei einer im Oktober 2003 von der CDU durchgeführten Befragung
erklärten 91,3 % der Befragten, daß sie sich in Mainz-Lerchenberg
wohlfühlen.
Ergänzung (06.03.2020)
Soziale Stadt
Ein entscheidender Schritt für die weitere städtebauliche
und soziale Entwicklung von Lerchenberg wurde durch den Antrag der
SPD-Ortsbeiratsfraktion zur Aufnahme des Stadtteils in das Bund-Länder-Programm
Soziale Stadt eingeleitet. 2007 erfolgte die Aufnahme in dieses
Programm, das als erstes großes Vorhaben an die ebenfalls
von der SPD-Fraktion beantragte Spielleitplanung für Lerchenberg
anknüpfte. Damit wurden erhebliche Mittel für die Neugestaltung
der Spielplätze Brahmsweg (2011), Fontanesstraße (2012)
und Spargelacker (2016) investiert.
Wahlen 2009 bis 2014
Am 07.06.2009 wurde Angelika Stahl mit 54,3 % zur Ortsvorsteherin
gewählt. Vor Ende der Wahlperiode schied sie wegen Wegzuges
aus ihrem Amt aus. Die dadurch erforderliche zusätzliche Wahl
entschied Sissi Westrich bei der Stichwahl am 22.09.2013 mit 60,4
% Zustimmung für sich. Nach 19 Jahren, in denen die CDU den
Ortsvorsteher bzw. die Ortsvorsteherin stellte, wurde das Amt wieder
durch eine Vertreterin der SPD besetzt.
Schon nach 8 Monaten musste Sissi Westrich sich erneut der Wahl
stellen. Die Bürgerinnen und Bürger bestätigten sie
am 25. Mai 2014 im ersten Wahlgang mit 59,9 % der Stimmen im Amt.
Diese Kommunalwahl brachte auch eine Umkehrung der Mehrheitsverhältnisse
im Ortsbeirat.
Entfielen bisher sechs Sitze auf die CDU-Fraktion, so konnten jetzt
sechs Ortsbeiratsmitglieder von der SPD gestellt werden (SPD:6;
CDU:4; FDP:1; Die Grünen: 1; ÖDP: 1).
Impulse
Eine Stärkung der Begegnungsmöglichkeiten von Lerchenbergerinnen
und Lerchenberger erfolgte u. a. durch die Einführung der Mobilen
Sprechstunde der Ortsvorsteherin im Einkaufszentrum (2013), der
Gartenparty (2014) und des Adventstreffs „Lerchenberg leuchtet
weihnachtlich“ (2014) sowie der 10-Rahmen-Ausstellung (2017).
Impulse für Sanierung und Modernisierung auf dem Lerchenberg
setzten sowohl die Entwicklung und Umsetzung des „Integrierten
Quartierskonzeptes Energetische Sanierung Mainz-Lerchenberg“
in den Jahren 2013ff als auch die Neuordnung der Fernwärme
ab 2016.
Die verkehrliche Neuausrichtung des Lerchenbergs erfolgte 2014 durch
die Einführung der Tempo-30-Zone, die die bisher geltende 40
km- Geschwindigkeitsbegrenzung ablöste.
Strukturell brachte in diesen Jahren der Bau der Mainzelbahn, die
am 11.12.2016 in Betrieb genommen wurde, eine große Veränderung.
Insbesondere das bevölkerungsstärkste Stadtteilquartier
Lerchenberg-Mitte profitierte von Komfort und Anbindung.
Dem zunehmenden Bedarf nach barrierefreiem Wohnraum kam ab 2017
die Vermietung von 111 neugebauten Wohnungen durch die SOKA-Bau
in der Regerstraße entgegen und dem Bedarf an Einfamilienhäusern
der Baustart von 80 Einheiten in der Nino-Ermé-Straße
ab dem Jahr 2018.
Ausgerichtet am demographischen Wandel in dem 1967 erstmals bezogenen
Stadtteil wurde auch das Kindertagesstättenangebot gestärkt:
2015 mit der Erweiterung der evangelischen Kindertagesstätte
durch einen Neubau (mit Krippengruppe), die Erweiterung der ZDF-Kita
für Plätze ohne Betriebsbindung (2017) und im gleichen
Jahr durch den Neubau der städtischen integrativen Kindertagesstätte
am Ort der alten Grundschule, deren Abriss im Jahr 2015 erfolgte.
Wegen des AbrissesDurch den Abriss musste auch die Stadtteilbücherei
ein neues Zuhause finden: direkt an der Hindemithstraße neben
der Realschule plus wurde 2017 ein wunderbarer Standort bezogen.
Im Jahr des 50. Jubiläums von Mainz-Lerchenberg (bezogen auf
den Erstbezug 1967) wurde gefeiert: nicht nur am Wochenende 09./10.
September 2017, sondern auch mit einer Bildergalerie zum Stadtteil
in den Schaufenstern des Einkaufszentrum und einer Die Festschrift
„Lerchenberg: lustig – launig – nachdenklich“
gab die Geschichten von Bürgerinnen und Bürger aus fünf
Jahrzehnten wieder – gewidmet all denen, die am Lerchenberg
mitgebaut haben und ihn lebendig halten.
Genau diese Menschen – vor allem aus SCL, LCC, Ortsbeirat,
Wohnbau, Stiftung Juvente, ASB-Vitalzentrum, der Fanfarenzug „Die
Lerchen“, der Kirchen, Kitas und Schulen ermöglichten
eine Feier, die Bewohner/innen jedweder Herkunft und jeden Alters
zusammenführte.
2017 war aber auch das Jahr, von einem liebgewordenen Gebäude
Abschied zu nehmen: Das Bürgerhaus sollte saniert werden, weswegen
Ortsverwaltung, Quartiermanagement, ASB-Vitalzentrum, JUCA und LCC
in das leerstehende Gebäude der alten städtischen Kita
zogen - das sogenannte Bürgerhäuschen.
Wahlen 2019
2019 wurden am 26. Mai Ortsvorsteherin und Ortsbeirat neu gewählt.
Die Bürger/innen entschieden sich im ersten Wahlgang mit 73,9
% für Sissi Westrich als Ortsvorsteherin; die Sitzverteilung
im Ortsbeirat hatte folgendes Ergebnis: 5 Sitze SPD, 4 Sitze CDU,
2 Sitze Die Grünen, 1 Sitz ÖDP, 1 Sitz FDP.
Sanierung
Ein weiterer Meilenstein in der Umsetzung des Programms Soziale
Stadt erfolgte 2020 mit der Neugestaltung des Ententeichs zu einem
kleinen Stadtteilpark, verbunden mit der Zusage der Stadt, künftig
regelmäßig Mittel für die Pflege des Bereiches rund
um den Teich einzusetzen.
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